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Folsäure ist nicht gleich Folsäure
Folsäure gehört zu den essenziellen B-Vitaminen und spielt eine entscheidende Rolle im Methylierungszyklus unseres Körpers. Doch wusstest du, dass nicht jede Form von Folsäure gleichermaßen gut verwertet werden kann? In Deutschland sind zwei verschiedene Formen für Nahrungsergänzungsmittel und angereicherte Lebensmittel zugelassen: die synthetische Pteroylmonoglutaminsäure und die bioaktive Form 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF). Doch welche ist die bessere Wahl?
Die aktive Form: 5-MTHF – direkt nutzbar für den Körper
Die bioidentische und bioaktive Form von Folsäure ist 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF). Es ist direkt verwertbar und spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel, insbesondere bei der Umwandlung von Homocystein. Ein Mangel an 5-MTHF kann dazu führen, dass dieser Prozess gestört wird – mit potenziellen gesundheitlichen Folgen.1
Bezeichnungen für bioaktive Folsäure:
- 5-MTHF (5-Methyltetrahydrofolat)
- Aktive Folsäure
- L-Methylfolat
- Folat
- Quatrefolic® -> Diese Form nutzen wir in allen unseren Nahrungsergänzungsmitteln mit Folsäure
Die aktive Form kommt natürlicherweise in vielen Lebensmitteln vor, insbesondere in tierischen Produkten wie Fleisch, Eiern und Milch sowie in pflanzlichen Lebensmitteln wie grünem Blattgemüse und Hülsenfrüchten.1
Die synthetische Form: Pteroylmonoglutaminsäure – ein Umweg für den Körper
Die heute oft als „Folsäure“ bezeichnete synthetische Form „Pteroylmonoglutaminsäure“ wurde in den 1940er-Jahren entwickelt.2 Ihr Vorteil: Sie ist stabiler gegenüber Licht und Hitze und lässt sich daher leichter in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln wie Frühstückscerealien oder Backwaren verwenden.1 Doch sie hat einen entscheidenden Nachteil:
Der Körper kann diese Form nicht direkt nutzen. Sie muss erst über mehrere enzymatische Schritte in die aktive Form 5-MTHF umgewandelt werden.
Bezeichnungen für künstliche Folsäure:
- Folsäure
- Synthetische Folsäure
- Künstliche Folsäure
- Pteroylmonoglutaminsäure
Abbildung 1 Aktive Folsäure trägt im Vergleich zur künstlichen Folsäure u.a. eine Methylgruppe und wird deshalb auch Methylfolat genannt.
Symptome eines Folsäuremangels
Ein Mangel an der aktiven Folsäureform 5-MTHF kann viele verschieden gesundheitliche Beschwerden verursachen, die teilweise auch als Symptome von chronischen Erkrankungen fehlgedeutet werden können (siehe Abbildung 2).1,3,4
- Anorexie
- Blässe
- Depression
- Schnelle Ermüdbarkeit, Schwäche
- Gewichtsverlust
- Kurzatmitgkeit
- Vergesslichkeit
- Störungen der Erythropoese
- Megaloblastenanämie
- Leuko- und Thrombozytopenie
- Erhöhter Homocysteinspiegel
- Erhöhtes Schlaganfallrisiko
- Immunschwäche
- Verringerte Antikörperbildung
- Verringerte Phagozytoseaktivität der Leukozyten
- Erhöhtes Risiko für kolorektale Neoplasien
- Störungen des Knochenstoffwechsels
- Erhöhtes Risiko für Fehlgeburten
- Embryopathien
- Schwangerschaftskomplikationen
- Erhöhtes Risiko für Down-Syndrom
- Erhöhtes Risiko für Demenz
- Polyneuropathie
- Verminderte DNA-Methylierung
- Glossitis (Zungenentzündung)
- Stomatitis (Mundschleimhautentzündung)
- Schleimhautatrophie (Gastrointestinaltrakt und Urogenitaltrakt)
Abbildung 2 Symptome eines Folsäuremangels.
Das Problem mit der Umwandlung von künstlicher Folsäure
Das Nadelöhr: Dihydrofolatreduktase „DHFR“
Die Umwandlung von synthetischer Folsäure erfolgt im ersten und zweiten Schritt über das Enzym Dihydrofolatreduktase (DHFR) (siehe Abbildung 3). Dieses Enzym arbeitet jedoch sehr langsam und kann schnell überlastet sein, insbesondere bei hohen Dosen synthetischer Folsäure.1,4
Die Folge: Nicht-verstoffwechselte Folsäure (UMFA = „unmetabolized folic acid“) reichert sich im Blut an. Studien zeigen, dass erhöhte UMFA-Werte mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen in Verbindung stehen. Dazu später mehr.
Die letzte Hürde: Methylentetrahydrofolat-Reduktase „MTHFR“
Methylen-Tetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR) ist ein weiteres entscheidendes Enzym auf dem Folsäure-Umwandlungspfad. Es wandelt 5,10-Methylen-THF in 5-MTHF um (siehe Abbildung 3). Genetische Varianten des MTHFR-Gens können die Aktivität dieses Enzyms jedoch stark reduzieren.
Abbildung 3 Synthetische Folsäure “Pteroylmonoglutaminsäure” benötigt mehrere Schritte bis sie in die bioaktive Form 5-MTHF umgewandelt ist und vom Körper genutzt werden kann. Auf diesem Weg gibt es einige enzymatische Hürden zu überwinden, weshalb sich unverstoffwechselte Folsäure (engl. UMFA) im Blut anreichern kann.
(FA = synth. Folsäure; DHFR = Dihydrofolat-Reduktase; DHF = Dihydrofolsäure; THF = Tetrahydrofolsäure; SHMT = Serinhydroxy-Methyltransferase; MTHFS = Methenyltetrahydrofolat Synthetase; MTHFR = Methylentetrahydrofolat-Reduktase; 5-MTHF = 5-Methyltetrahydrofolsäure/aktive Folsäure)
MTHFR-Mutationen: Keine Seltenheit
Genetische Polymorphismen im MTHFR-Gen, wie MTHFR C677T, sind weit verbreitet und beeinflussen die Fähigkeit des Körpers, Folsäure effizient zu verstoffwechseln.
Da MTHFR ein entscheidender Knotenpunkt im Folsäurestoffwechsel ist, können Personen mit diesen genetischen Varianten nicht ausreichend 5-MTHF produzieren. Dies kann unter anderem zu erhöhten Homocysteinwerten, einem gestörten Methylierungszyklus und einer schlechten Histaminregulation führen.1,3,4
Risiken eines erhöhten UMFA-Spiegels: “Das UMFA-Syndrom”
Die Konkurrenz
Aufgrund der ähnlichen Molekülstruktur konkurrieren UMFA und 5-MTHF um die Aufnahme. Hohe Mengen an UMFA können die Aufnahme von 5-MTHF hemmen und dadurch ironischerweise einen Folsäuremangel verursachen (siehe Abbildung 4).5,6
Abbildung 4 Hohe Mengen an synthetischer Folsäure können die Transporter für die aktive und wirksame Form der Folsäure blockieren.
Bluthochdruck
Eine amerikanische Querschnittstudie mit 19.237 Teilnehmern zeigt, dass unverstoffwechselte Folsäure (UMFA) das Risiko für Bluthochdruck steigern kann. Probanden mit höheren UMFA-Spiegeln litten häufiger unter Bluthochdruck als Probanden mit höheren 5-MTHF-Spiegeln.7
Künstliche Folsäure verursachte Folsäure-Mangel im zentralen Nervensystem
Forscher fanden heraus, dass synthetische Folsäure die Aufnahme von 5-MTHF über die Blut-Hirn-Schranke hemmen kann. In einer japanischen Publikation von 2022 stellen Forscher zwei Patientenfälle mit niedrigen 5-MTHF-Spiegeln im Liquor vor, der durch eine hochdosierte Therapie mit synthetischer Folsäure nicht anstieg.
Bei einem Patienten versuchte man den 5-MTHF Spiegel erfolglos mit Folinsäure anzuheben. Bei dem anderen Patienten lag die homozygote Genvariante von MTHFR C677T vor.
Bei beiden Patienten stieg der 5-MTHF Spiegel im Liquor erst an, als die hochdosierte Gabe der synthetischen Folsäure beendet wurde. Diese hemmte den Transport von 5-MTHF über die Blut-Hirn-Schranke.
Ein niedriger Folatspiegel im Liquor (Cerebraler Folatmangel, “CFD”) steht im Zusammenhang mit Entwicklungsverzögerungen, Entwicklungsverschlechterungen, epileptischen Anfällen und psychiatrischen Symptomen.5
Pseudo-MTHFR-Syndrom
Eine Fallstudie zeigte, dass hohe Dosen synthetischer Folsäure zu einem erhöhten Homocysteinspiegel führten, der sich erst nach der Umstellung auf 5-MTHF normalisierte.
Ein wissenschaftliches Paper beschreibt, dass hohe Dosen von Folsäure (5 mg/Tag) bei einer Patientin ohne genetische MTHFR-Mutationen zu einem „pseudo-MTHFR-Syndrom“ führten. Dies verursachte eine Erhöhung des Homocysteinspiegels und die Ansammlung unverstoffwechselter Folsäure (UMFA).
UMFA konkurriert mit 5-MTHF um Transport und Bindung, was negative Effekte auf den Stoffwechsel haben kann. Nach Umstellung auf 5-MTHF sank der Homocysteinspiegel deutlich. Dies zeigt, dass hohe Folsäure-Dosen problematisch sein können.6
Geburt & Lebensmittelallergien bei Kindern
Folsäure ist eines der wichtigsten Vitamine in der Schwangerschaft, da sie essenziell für Zellteilung, DNA-Synthese und die frühe Entwicklung des Nervensystems ist. Allerdings wird oft nicht zwischen der natürlichen, bioaktiven Form (5-MTHF) und der synthetischen Folsäure (Pteroylmonoglutaminsäure) unterschieden. Letztere kann in hohen Mengen zu unmetabolisierter Folsäure (UMFA) im Blut führen, was mit gesundheitlichen Risiken assoziiert wird.
Eine Studie8, die in der Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlicht wurde, untersuchte den Zusammenhang zwischen UMFA-Spiegeln im Blut von Neugeborenen und dem Risiko für Lebensmittelallergien in der frühen Kindheit. Die Ergebnisse zeigten:
- Neugeborene mit höheren UMFA-Konzentrationen hatten ein signifikant erhöhtes Risiko für Lebensmittelallergien.
- Kinder mit den höchsten UMFA-Konzentrationen im Nabelschnurblut hatten ein 8,5-fach höheres Risiko eine Nahrungsmittelallergie zu entwickeln
Dies legt nahe, dass ein Überschuss an synthetischer Folsäure in der Schwangerschaft langfristige negative Auswirkungen auf das Immunsystem des Kindes haben könnte.
Folsäure und Histaminintoleranz – ein Missverständnis?
Man hört und liest es leider immer noch sehr häufig: „Achtung vor Folsäure-Einnahme bei Histaminintoleranz“. Aus Angst vor einer Verschlimmerung ihrer Beschwerden meiden viele Betroffene deshalb Folsäure gänzlich. Doch ein Folsäuremangel kann bei Histaminintoleranz maßgeblich zum Beschwerdebild beitragen. Denn aktive Folsäure ist ein essenzieller Nährstoff für den Histaminabbau.
Gut zu wissen: Die „Folsäure-Warnung“ bezieht sich auf die synthetische Form Pteroylmonoglutaminsäure, die in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln häufig verwendet wird. Und diese Form muss im Körper erst über mehrere enzymatische Schritte umgewandelt werden, bevor sie in ihre bioaktive Form 5-MTHF übergeht.
Folsäure als essentieller Nährstoff im Histaminabbau
Im Körper gibt es zwei enzymatische Hauptabbauwege für Histamin.
- Diaminoxidase DAO: Zuständig für den Abbau von Histamin im Darm und von Histamin im Körper, das sich außerhalb unserer Zellen im Blut und Organen befindet (extrazellulär). Es ist damit auch zuständig für den Abbau von Histamin, das von Mastzellen und Basophilen ausgeschüttet und in den extrazellulären Raum freigegeben wird. Die DAO-Abbaustörung ist die häufigste Ursache, wenn es um eine Unverträglichkeit von histaminhaltigen Lebensmitteln geht.9 Welche Bedeutung die Messung des DAO-Wertes bei der Diagnostik der Histaminintoleranz hat, erfährst du in diesem Blogartikel: “Der DAO-Blutwert in der Histaminintoleranz-Diagnostik: Eine kritische Betrachtung“
- Histamin-N-Methyltransferase HNMT: Hauptabbauenzym für Histamin im zentralen Nervensystem und zuständig für den intrazellulären Histaminabbau im ganzen Körper. Die HNMT sorgt für den Abbau des Histamins, welches physiologisch tagtäglich im Stoffwechsel anfällt. Es baut Histamin über Methylierung ab, weshalb ein funktionierender Methylierungszyklus für den Abbau von überschüssigem Histamin unabdingbar ist.9,10,11 Und genau hier, bei der Methylierung, kommt Folsäure in ihrer bioaktiven Form 5-MTHF ins Spiel:
5-MTHF ist ein zentraler Bestandteil des Methylierungszyklus. Es ist an der Umwandlung von Homocystein in Methionin beteiligt. Aus diesem Methionin entsteht wiederum der Kofaktor der HNMT: S-Adenosylmethionin „SAMe“. Ohne SAMe, und damit ohne aktive Folsäure, kann Histamin nicht zu Methylhistamin abgebaut werden.
Folgen einer HNMT-Schwäche
Ist die Aktivität der HNMT durch eine schlechte Methylierung eingeschränkt, kann es zu einer erhöhten Histamin-Konzentration kommen, die sich meist zunächst in neurologischen, aber auch über Atemwegssymptome zeigt:9-11
- Schlafprobleme (da Histamin als Neurotransmitter für den Wachzustand verantwortlich ist)
- Angstzustände, Aggressivität
- Kognitive Beeinträchtigungen und Konzentrationsprobleme
- Asthma
Ein Mangel an bioaktiver Folsäure kann also nicht nur den Homocysteinspiegel erhöhen, sondern auch den Histaminstoffwechsel stören.
Fazit: Aktive Folsäure ist immer die bessere Wahl
Folsäure ist nicht gleich Folsäure! Da mehrere Enzyme an der Umwandlung künstlicher Folsäure beteiligt sind, ist es sinnvoll, auf die bioaktive, direkt nutzbare Form 5-MTHF zu setzen. So wird sichergestellt, dass der Körper dieses essenzielle Vitamin effizient verwerten kann.
Wer an Histaminproblemen leidet, sollte Folsäure nicht pauschal meiden, sondern bei einem Mangel darauf achten, 5-MTHF zuzuführen. So kann der Methylierungszyklus optimal unterstützt und Histamin effektiv abgebaut werden.
Wir verwenden in allen unseren Produkten mit Folsäure ausschließlich die aktive Form 5-MTHF in Form des patentierten Markenrohstoffs Quatrefolic®
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