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Nickel – ein Element mit vielen Kontaktmöglichkeiten
Nickel ist ein silbrig-weißes, zähes und duktiles Metall. Es zählt aufgrund seiner Dichte von 8,91 g/cm³ zu den Schwermetallen. In der Erdkruste kommt es in Verbindung mit Eisen, Kobalt und anderen Elementen vor.
Die Industrie nutzt es als Rohstoff zur Stahlveredelung. Das Metall besitzt hervorragende Eigenschaften und schützt vor allem vor Korrosion. Dieser Nickel-Stahl kann sich in Alltagsgegenständen wie Kochtöpfen, Schmuck, Münzen und auch in medizinischen Instrumenten befinden.1
Es kommt aber auch in Pflanzen und deren Blüten, Früchten, Kernen oder Samen vor. Für Pflanzen ist Nickel lebensnotwendig, für Menschen ist diese Frage abschließend noch nicht geklärt.2
Tiere und Menschen nehmen das Metall vorrangig über die pflanzliche Ernährung auf.
Fische und Meeresfrüchte sind durch unsere schwermetallbelasteten Meere oftmals auch stark mit Nickel angereichert.
Wir können es auch über die Luft und über Wasser aufnehmen.3 Zigaretten enthalten durch den Tabak Nickel. Autoabgase, Kohlekraftwerke reichern unsere Luft damit an.
Alte Wasserleitungen im Haus oder auch neue Armaturen können unser Trinkwasser mit Nickel anreichern.
Abbildung 1 Wir kommen in unserem Alltag ständig mit dem Metall Nickel in Kontakt.
Die Kontaktallergie auf Nickel
Die Nickelallergie ist oft ein chronisches und damit wiederkehrendes Hautproblem. Vor allem Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Eine Nickelallergie kann sich in jedem Alter entwickeln und bleibt ein Leben lang bestehen.4
Die Nickelallergie ist eine Typ 4 Spätreaktionen. Sie wird durch sensibilisierte T-Lymphozyten verursacht.5
Es gibt eine weitere Besonderheit bei Typ 4 Kontaktallergenen im Vergleich zu Typ 1 Allergien vom Soforttyp wie z. B. Nahrungsmittelallergien.
Die meisten Kontaktallergene wie auch Nickel sind Haptene, da sie erst durch die Bindung an ein Körpereiweiß (z. B. Serumprotein, Zellmembranprotein) zum Allergen werden können.6
Symptome der Nickelallergie
Zu den klassischen Symptomen der Nickelkontaktallergie gehören Juckreiz, Rötung, Schwellung und es kann sich eine chronische Entzündung der Haut entwickeln, ein allergisches Kontaktekzem.7
Diese Hypersensitivitätsreaktion wird durch die sensibilisierten T-Lymphozyten hervorgerufen.8 Diese schütten Histamin aus, was die aufgezählten Symptome auslöst.
Seit kurzer Zeit ist der Wissenschaft bekannt, dass durch die orale Nickelaufnahme über den Darm ein Ekzem am Körper auftreten kann, ohne Kontakt zu nickelhaltigen Gegenständen.
Etwa 19 % der Patienten mit Nickelkontaktallergie haben systemische Hauterscheinungen nach dem Konsum von nickelreichen Lebensmitteln.9
Dieses sogenannte hämatogene Ekzem wird durch nickelreiche Lebensmittel und Zubereitungsformen getriggert. Die sensibilisierten spezifischen T-Abwehrzellen reagieren auf das systemische Nickel im Körper und es kann zum allergischen Kontaktekzem kommen.10 Auch bei diesem Vorgang wird Histamin ausgeschüttet, was nach meiner Erfahrung eine Histaminintoleranz begünstigen kann.
Abbildung 2 Auch die Zubereitungsart spielt bei der Nickelallergie eine wichtige Rolle. Kochgeschirr aus Edelstahl kann Nickel ins Essen freigeben.
Das systemische Nickelallergiesyndrom – SNAS
Die Symptome dieser systemischen Reaktion auf Nickel, auch umgangssprachlich als orale Nickelallergie im deutschsprachigen Raum bezeichnet, sind sehr vielfältig und können neben der Haut auch den Verdauungstrakt betreffen.
Zu den Symptomen gehören u. a. Übelkeit, Meteorismus, Bauchschmerzen und Durchfall.11
In Untersuchungen z. B. zum Reizdarm (IBS) wurde die Prävalenz der Nickelallergie bei Reizdarmsyndrom und die Auswirkungen einer niedrigen nickelarmen Diät untersucht. Das Symptom Durchfall bei Reizdarm konnte durch eine nickelarme Diät signifikant und konstant verbessert werden.12
Für die Darm-Dysbiose konnte in einer Studie bestätigt werden, dass die Nickel-Diät in Kombination mit Probiotika signifikant dazu beiträgt, die Darm-Dysbiose zu verbessern oder eine gesunde Mikrobiota wiederherzustellen.13
Auch zur Laktoseintoleranz und der systemischen Nickelallergie gibt es eine Untersuchung, die zeigt, dass 74,7 % der SNAS-Gruppe im Vergleich zu 6,6 % der Kontrollgruppe auf einen Laktose-Atemtest positiv reagiert hatten.
Nickel kann einen proinflammatorischen Status der Darmschleimhaut erzeugen.14 Es besteht die Hypothese, dass bei SNAS-Patienten der Nickel-induzierte proinflammatorische Status die enzymatischen Funktionen des Bürstensaums vorübergehend beeinträchtigen könnte, was eine Intoleranz gegenüber Laktose begünstigt.15
Weitere Untersuchungen zur systemischen Nickelallergie im Kontext anderer Erkrankung zeigte interessante Ergebnisse. So konnte durch den nickelarmen Lebensstil in einer offenen Pilot Studie auch Beschwerden einer Endometriose verbessert werden.16
Die Nickelallergie scheint weitere Erkrankungen zu begünstigen. Es kann also hilfreich sein, bei andauernden Symptomen und einer bestehenden Kontaktallergie auf Nickel die systemische Reaktion auf Nickel fachlich abzuklären zu lassen.
Die orale Nickelallergie als Auslöser einer Histaminintoleranz
Das Interesse an der Histaminintoleranz hat zu Beginn des 21. Jahrhunderts und vor allem in den letzten 10 Jahren erheblich zugenommen.
In den 60 Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Histaminintoxikation in Verbindung mit verdorbenem Fisch gebracht und als scombroide Fischvergiftung oder Scombrotoxikose klassifiziert.
In den letzten Jahren wurde eine weitere Störung im Zusammenhang mit der Histaminaufnahme beschrieben, die auf einen Enzymmangel (DAO, HNMT) zurückzuführen ist.
Diese Menschen können das Histamin im Darm nicht ausreichend abbauen und darunter eine Histaminintoleranz entwickeln.17
Histamin ist ein biogenes Amin und ein Gewebshormon. Mehr Informationen über Histamin findest du im Beitrag Histamin – unser Freund und Feind.
Histamin kommt in fast allen Lebensmitteln in unterschiedlicher Menge vor.
Untersuchungen zur Histaminintoleranz zeigen, dass dieses Syndrom sich oft uncharakteristisch präsentiert. Bei der Diagnosestellung ist es daher zentral, die Histaminintoleranz von anderen pseudoallergischen (allergieähnliche) Reaktionen, idiopathischen Intoleranzreaktionen, chronischen Infektionen, Allergien, Mastozytose, Medikamentennebenwirkungen und psychosomatischen Reaktionen genau abzugrenzen.18
Nickel als Kontaktallergen, aber auch die Nahrungsmittelunverträglichkeit bei einer systemischen Nickelallergie, kann ebenfalls im Körper zu einem erhöhten Histamin-Ausstoß führen.
Die Nickelallergie ist die am häufigsten auftretende Kontaktallergie weltweit. In Europa sind ungefähr 65 Millionen Menschen von einer Nickelallergie betroffen, in Deutschland davon knapp 11 %.19
Bei dieser hohen Zahl an nickelsensibilisierten Menschen lohnt sich bei einer Histaminintoleranz ein Blick in Richtung oraler Nickelallergie zu werfen.
Im deutschsprachigen Raum ist die systemische Reaktion auf Nickel weitestgehend unbekannt.
Die Zahlen, wie viele Menschen bei einer Kontaktallergie auf Nickel auch auf oral aufgenommenes Nickel allergisch reagieren, werden je nach Literatur mit 10 – 30 % angegeben.
Aufgrund unserer nickelreichen Ernährungstrends der letzten 30 Jahre könnte die Dunkelziffer derer, die oral und systemisch auf Nickel regieren, durchaus höher sein.
So haben Unverträglichkeiten, die ebenso im Kontext einer Nickelallergie stehen, in den letzten Jahren medial enorm an Bedeutung gewonnen. Längst werden die Menschen nicht mehr nur in die Ecke der psychisch Labilen gedrängt.
Ulrike Werschke, freie Gesundheits- und ganzheitliche Ernährungberaterin
Ulrike, 42, fand nach intensiver Recherche heraus, dass die Ursache ihrer Hautsymptome und ihres Reizdarms mit durch eine systemische Nickelallergie ausgelöst werden. Seit 2017 lebt sie den nickelarmen Lebensstil und hat ein 12 Schritte Online-Programm auf der Basis wissenschaftlicher Untersuchungen und Studien, sowie aus eigener Erfahrung und aus ihrer Einzel- und Gruppenberatung entwickelt.
Zu Ulrikes Homepage: nickelarm-leben.deDer nickelarme Lebensstil
Nickel ist in den meisten Nahrungsbestandteilen enthalten. Lebensmittel gelten als Hauptquelle der Nickelbelastung für die allgemeine Bevölkerung. Der Nickelgehalt in Lebensmitteln kann aufgrund des unterschiedlichen Nickelgehalts des Bodens von Ort zu Ort stark variieren. Bestimmte Lebensmittel enthalten jedoch regelmäßig einen hohen Nickelgehalt.20
Zu diesen nickelreichen Lebensmitteln gehören u. a.:21
- Vollkornprodukte
- Haferflocken, Gerste
- Pseudogetreide, Hirse, Buchweizen
- Hülsenfrüchte
- Nüsse, Kerne und Saaten
- Milchpulver, manche Käsesorten
- vegane Ersatzprodukte wie Haferdrink, Cashewkäse
- Thunfisch und Meeresfrüchte
- Einige Obst- und Gemüsesorten
- Kräuter und Gewürze
- Kaffee, Tee und einige Säfte
Aber auch das Kochen mit nickelreichem Wasser (alte Leitungen und Armaturen), in Edelstahltöpfen und Küchenmaschinen aus Metall, können das Essen zusätzlich mit Nickel anreichern und zu einer Unverträglichkeit oder Nickelschwermetallbelastung führen.
Nickel ist ein ubiquitäres Element, wir können es nicht zu 100% vermeiden und müssen dieses auch nicht tun.
Beim nickelarmen Lebensstil geht es darum, zusätzliche Nickelquellen z. B. Töpfe aus Edelstahl gegen Emaille oder Glaskeramik auszutauschen und nach einer Nickel-Karenzzeit bis zur Symptomfreiheit die individuell verträgliche Menge an nickelreichen Lebensmitteln auszutesten.
Auch in der wissenschaftlichen Literatur ist mittlerweile bestätigt, dass Nickel in der Ernährung einer nickelempfindlichen Person bei einer systemischen Reaktion eine Dermatitis hervorrufen kann. Eine nickelarme Diät kann zu einer Verringerung der gesamten täglichen Nickelaufnahme über die Nahrung führen. Dies kann den Verlauf der Erkrankung beeinflussen und hat langfristig einen positiven Effekt auf die Symptome nickelempfindlicher Menschen.22
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Ich finde diesen Beitrag wirklich sehr interessant. Ich selbst habe eine orale Nickelallergie, Laktoseintoleranz und Histaminintoleranz. Ist nicht immer so einfach, aber alles ist machbar.😀 danke für eure tolle Internetseite