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Wer sich mit der Ursache seiner Nahrungsmittelintoleranz(en) oder seiner Autoimmunerkrankung beschäftigt, stolpert früher oder später über den Begriff Leaky Gut (dt. undichter/durchlässiger Darm).
Im folgenden Beitrag geht es um die Beteiligung von Gluten an einer solchen gestörten Darmpermeabilität und ob man bei chronischen Erkrankungen auf Gluten in der Ernährung verzichten sollte.
Was ist ein Leaky Gut Syndrom?
Leaky Gut beschreibt den Zustand einer undichten Darmbarriere, die pathogene Keime, Makromoleküle und Nahrungsmittelallergene nicht mehr abwehren kann, wodurch diese ins Blut gelangen können.1
In der wissenschaftlichen Literatur wird dieser Zustand auch als gestörte Barrierefunktion des Darms oder gestörte Darmpermeabilität beschrieben. Als Folge davon kann es zu zahlreichen Gesundheitsstörungen kommen.2
Die Tight Junctions im Darmepithelgewebe
Der menschliche Darm besitzt an seiner Oberfläche eine Epithelzellenschicht, die die größte Schnittstelle zwischen dem Körper und der Umwelt darstellt. Diese Epithelzellen werden u.a. von den sogenannten Tight Junctions (TJ) zusammengehalten. Dabei handelt es sich um bewegliche Strukturen und nicht, wie früher angenommen, um eine dichte Barriere gegenüber Makromolekülen (großen Molekülen) aus dem Darmlumen (Darminnenraum). Diese TJ sind also dynamisch und können ihre Struktur verändern.
Die TJ verhindern, dass Makromoleküle, Nahrungsmittelallergene und Mikroorganismen in das Epithel eindringen und Körperflüssigkeiten austreten können.1,3
Abbildung 1 Vergleich der Tight Junctions einer gesunden und einer gestörten Barrierefunktion des Darms
Zonulin und die Tight Junctions
Zonulin, ein regulatorisches Protein, ist in der Lage die Struktur der TJ zu verändern. Dadurch wird die Darmbarriere geschwächt und Nahrungsmittelallergene, Bakterien und Makromoleküle können vom Darm ins Blut gelangen. Als Hauptregulator der Darmpermeabilität ist Zonulin schon seit Jahren Bestandteil der Forschung bei chronisch entzündlichen Erkrankungen.1,2,4
Zonulin ist ein gut messbarer Marker, um eine gestörte Darmpermeabilität festzustellen. Aber auch weitere Substanzen geben Aufschluss über den Zustand der Darmbarriere, wie z.B. Calprotectin oder auch das Protein Claudin-2.5,6
- Mehr zu Claudin-2 im Blogbeitrag: Genetik bei Leaky Gut
Stärkster Auslöser der Zonulinfreisetzung: Gliadin
An dieser Stelle kommt nun Gluten ins Spiel. Genauer gesagt eines der Proteinbestandteile von Gluten, das Gliadin.
Unter mehreren potenziellen Substanzen, welche die Zonulinfreisetzung stimulieren, landet Gliadin auf Platz 1. Das Protein des Getreides ist in der Lage die Zonulinfreisetzung stark zu erhöhen, wodurch die TJ nicht mehr ausreichend funktionieren können und die Darmbarriere geschwächt wird.1,7
Erkrankungen, die im Zusammenhang mit einer gestörten Darmpermeabilität und erhöhtem Zonulinwert stehen
- Zöliakie1
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)1
- Reizdarmsyndrom1
- Multiple Sklerose1
- Rheumatoide Arthritis1
- Typ-1-Diabetes1,8
- Asthma1
- Autismus-Spektrum-Störungen1
- Schizophrenie2
- Systemischer Lupus erythematodes8
- Depressionen9
- Suizidales Verhalten9
- Obesitas1
- PCOS1
- Neurologische Störungen1
- Krebs2,3
Fazit
Gliadin ist natürlich nicht alleine an einer geschwächten Darmbarriere schuld. Es gibt durchaus noch weitere Faktoren, wie z.B. hohe Bakterienlasten im Darm.2
Doch solltest du bereits an einer chronisch entzündlichen Erkrankung und/oder Leaky Gut leiden, sollte dir bewusst sein, dass Gluten in deiner Ernährung weiteren Schaden verursachen kann.
Auch für die Gesunden unter uns ist es wichtig zu wissen, dass unsere glutenlastige Ernährung (Frühstückstoast, Pasta, Pausenbrot, Pizza, Döner, Kekse, Kuchen, Weihnachtsgebäck, Bier, Malzgetränke, …) nicht unbedingt zu einer optimalen Darmgesundheit beiträgt. Wer auf seine Darmgesundheit achten möchte, sollte daher lieber nicht zu jeder Mahlzeit des Tages glutenhaltiges Getreide verzehren und öfter mal zu glutenfreien Alternativen greifen.
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