Histamin gebunden an Rezeptor

Antihistaminika und die vier Histaminrezeptoren

Histaminrezeptoren

Histamin ist ein Molekül, welches über die Aktivierung von vier Rezeptoren – H1, H2, H3 und H4 – seine Wirkung im menschlichen Körper entfalten kann.

Wenn die Histaminkonzentration das physiologisch notwendige Level übersteigt, kommt es durch die massenhafte Stimulation der Histaminrezeptoren zu vielen gesundheitlichen Beschwerden.

Die Auswirkungen und Symptome über diese 4 Rezeptoren sind unterschiedlich.1

H1R – Histamin-1-Rezeptor

Bindet ein Histaminmolekül an den H1-Rezeptor, führt dies zu verschiedenen Effekten im Körper (siehe Abbildung 1).1,2

Einige Beispiele:

In Tierstudien hat man durch die H1R-Stimulation aufgrund eines erhöhten Histaminspiegels eine gesteigerte Bildung von H1 Rezeptoren festgestellt, die durch die Gabe von antiallergischen Substanzen wieder gesenkt werden konnte.3

Folglich führt zu viel Histamin zu einer gesteigerten H1-Rezeptorbildung und der Ausschüttung von noch mehr Histamin. Ein Teufelskreis.

H2R – Histamin-2-Rezeptor

Ein weiterer Rezeptor über den Histamin seine Wirkung entfalten kann ist der H2-Rezeptor (H2R).

Seine Aktivierung hat Einfluss auf:1

Der H2R ist jedoch nicht nur an pathologischen Auswirkungen beteiligt, denn seine Aktivierung hat auch positive Effekte:

Histamin gebunden an einen der vier Histaminrezeptoren

Abbildung 1 Histaminmolekül (pink), das an einen Histaminrezeptor (violett) an einer Zelloberfläche bindet.

H3R – Histamin-3-Rezeptor

Wenn Histamin an den H3-Rezeptor bindet und ihn aktiviert, dann kommt es zu folgenden Effekten:1

H4R – Histamin-4-Rezeptor

Der vierte und letzte bekannte Histaminrezeptor ist der H4R (Histamin-4-Rezeptor). Aktiviert Histamin den H4R, dann kommt es hauptsächlich zu folgenden Effekten:1,4

In diesem Video sind alle wichtigen Informationen über die vier Histaminrezeptoren noch einmal zusammengefasst.

Antihistaminika

Um die Auswirkungen von erhöhtem Histamin zu mildern, wird in der medizinischen Therapie mit Antihistaminika behandelt. Diese Wirkstoffe setzen sich auf den Histaminrezeptor, sodass das Histaminmolekül dort nicht mehr andocken kann und die Signalkette unterbrochen wird. Substanzen, die eine Wirkung blockieren nennt man Antagonisten.1

Wichtig hierbei ist, dass Histamin im Körper durch ein Antihistaminikum nicht abgebaut wird. Lässt die Wirkung des Medikamentes nach und die Ursache der Histaminausschüttung besteht immer noch, dann kommen die Beschwerden zurück. Eine ausführliche Liste aller in Deutschland zugelassenen H1- und H2-Antihistaminika findest du hier: “Wirkstoffliste: H1- und H2-Antihistaminika

H1-Antihistaminika

Antihistaminika der 1. Generation: Dimetinden, Diphenhydramin, Doxylamin

Antihistaminika der 2. Generation: Cetirizin/Levocetirizin, Ebastin, Desloratadin/Loratadin, Fexofenadin

Substanzen der 1. Generation haben einen sedierenden (müde-machenden) Effekt, da sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden können und werden daher auch als Schlafmittel eingesetzt. Die Wirkstoffe der 2. Generation machen nicht mehr so stark müde und eignen sich daher besser zur Therapie allergischer Beschwerden.1,5

Die H1-Antihistaminika haben jeweils individuelle Wirkungsprofile, weshalb man am Anfang meist zuerst mit seinem Arzt das passende Antihistaminikum herausfinden muss.

So ist Azelastin und (Des-)Loratadin wirkungsvoller bei Rhinitis und Atemwegsbeschwerden, während Ketotifen und (Levo-)Cetirizin einen besseren antiallergischen Effekt auf die Haut zeigen.6

H2-Antihistaminika

H2-Antihistaminika in Deutschland:6

Die Kombination von H1- mit H2-Antihistaminika wird bei Mastzellerkrankungen in der Basismedikation angewandt.7

H3-Antihistaminika

Es gibt derzeit zwar Wirkstoffe, die den H3-Rezeptor blockieren, jedoch werden diese nicht in der Therapie von allergischen Erkrankungen eingesetzt, da sie keinen anti-allergischen Effekt haben.

H3-Rezeptoren befinden sich hauptsächlich im zentralen Nervensystem (ZNS), u.a. an histaminergen Neuronen. Durch die Blockierung der H3R wird dadurch jedoch die Histaminausschüttung im ZNS gefördert.

H3-Rezeptorblocker werden daher bei Erkrankungen eingesetzt, bei denen ein erhöhter Histaminspiegel im Gehirn erwünscht ist (z.B. beí Narkolepsie).1

H4-Antihistaminika

Da seine Aktivierung allergische und entzündliche Auswirkungen hat, ist die Entwicklung von H4-Rezeptorblockern seit ein paar Jahren Gegenstand der Forschung.

Man denkt hier an den Einsatz eines H4-Antagonisten bei entzündlichen Erkrankungen wie Allergien, Asthma, chronischem Juckreiz und Autoimmunerkrankungen.1

Es gibt schon diverse Erfolge von Wirkstoffkandidaten in in-vitro und in-vivo Studien.

Das klingt nach einem spannenden und vielversprechenden Forschungsfeld!

Disclaimer

Die Inhalte dieses Artikels sind keine Medikamenten- oder Therapieempfehlungen. Diese Information dient lediglich der Aufklärung. Jegliche Veränderung der Therapie ist mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.


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Quellen

1.         Thangam EB, Jemima EA, Singh H, et al. The Role of Histamine and Histamine Receptors in Mast Cell-Mediated Allergy and Inflammation: The Hunt for New Therapeutic Targets. Frontiers in Immunology. 2018;9:1873. doi:10.3389/fimmu.2018.01873

2.         Simons F. The antiallergic effects of antihistamines (H-receptor antagonists). Journal of Allergy and Clinical Immunology. 1992;90(4):705-715. doi:10.1016/0091-6749(92)90156-V

3.         Fukui H., Role of Therapeutics for Allergic Diseases in Targeting Histamin H1 Receptor Gene Expression. Yakugaku Zasshi. 2007;127(1):15-25. doi:10.1248/yakushi.127.15

4.         Zampeli E, Tiligada E. The role of histamine H4 receptor in immune and inflammatory disorders. British Journal of Pharmacology. 2009;157(1):24-33. doi:10.1111/j.1476-5381.2009.00151.x

5.         Baroody FM, Naclerio RM. Antiallergic effects of H1-receptor antagonists. Allergy. 2000;55 Suppl 64:17-27. doi:10.1034/j.1398-9995.2000.00803.x

6.         Berardi RR, Tankanow RM, Nostrant TT. Comparison of famotidine with cimetidine and ranitidine. Clin Pharm. 1988;7(4):271-284.

7.         Molderings GJ, Haenisch B, Brettner S, et al. Pharmacological treatment options for mast cell activation disease. Naunyn-Schmiedeberg’s Arch Pharmacol. 2016;389(7):671-694. doi:10.1007/s00210-016-1247-1

Autor

  • Profilbild Thomas Blog

    Histameany habe ich gegründet, da ich selbst von Allergien und Pseudoallergien betroffen bin. Ich habe Biochemie studiert und möchte diese wissenschaftliche Expertise nutzen, um euch im Science-Blog die grundlegenden Zusammenhänge solcher Erkrankungen zu erklären und euch über den aktuellen Stand der Wissenschaft in diesem Bereich zu informieren.

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Silca Werbunat

Danke, für diesen fundierten Artikel!