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Wechselwirkungen von Medikamenten mit Nährstoffen

Dieser Beitrag wird laufend erweitert. Die Inhalte in diesem Beitrag dienen zur Information und Aufklärung und stellen keine Therapieempfehlungen dar. Medikamente sollten nie ohne ärztlichen Rat abgesetzt werden.

Wenn du eines der folgenden Medikamente regelmäßig einnimmst, ist es wichtig auch die Spiegel der Nährstoffe mit denen sie interagieren, im Blick zu haben.

Antibiotika und ihre Wechselwirkungen mit Nährstoffen

Ein Antibiotikum hat nicht nur Einfluss auf die Artenvielfalt unseres Mikrobioms, sondern auch auf unseren Nährstoffhaushalt.

Aminoglykoside

Zur Gruppe der Aminoglykosid-Antibiotika zählen folgende Wirkstoffe:

Aminoglykoside tragen u.a. zu erhöhtem oxidativem Stress in den Mitochondrien bei, was ototoxisch (ohrschädigend) und nephrotoxisch (nierenschädigend) wirken kann.

Durch den hohen oxidativen Stress besteht ein erhöhter Bedarf an Antioxidantien, wie:

Bereits vor einer Therapie mit Aminoglykosiden sollte auf eine gute Versorgung mit diesen Nährstoffen geachtet werden.

Literatur: 1-4

Metronidazol

Das Antibiotikum Metronidazol wird häufig eingesetzt bei:

Was jedoch kaum bekannt ist: Der Wirkstoff Metronidazol wird im Körper zu einer Substanz umgewandelt, welche die Bildung von aktivem Vitamin B1 verhindert. Metronidazol zählt daher zu den Vitamin B1-Antagonisten und kann zu einem funktionellen Vitamin B1-Mangel führen.

Das zeigt sich auch in den häufigsten Nebenwirkungen, die das Antibiotikum verursacht:

WICHTIG:

Bei einem funktionellen Mangel kann der Blutwert für das Vitamin völlig unauffällig sein. Vitamin B1 im Blut zu messen ist nicht geeignet, um einen durch Metronidazol hervorgerufenen Vitamin B1-Mangel zu diagnostizieren.

In schweren Fällen hilft das alleinige Absetzen von Metronidazol nicht aus und es müssen teils hohe Dosen Vitamin B1 eingesetzt werden.

Literatur: 5-9

Abbildung 1 Das Antibiotikum Metronidazol wird häufig in der Behandlung einer Dünndarmfehlbesiedlung eingesetzt und kann die Bildung von aktivem Vitamin B1 verhindern.

Tetracycline

Antibiotika aus der Gruppe der Tetracycline können den Nährstofffhaushalt beeinflussen. Dazu zählen die Wirkstoffe:

Mineralstoffe und Spurenelemente: Calcium, Magnesium, Eisen, Zink

Tetracycline und die Mineralstoffe und Spurenelemente Calcium, Magnesium, Eisen und Zink bilden bei gleichzeitiger Einnahme schwer resorbierbare Mineralstoff-Antibiotikum-Komplexe. Diese Komplexe verhindern sowohl die Aufnahme des Medikaments (50 – 100 %), wie auch die Aufnahme des Nährstoffs.

Einnahmeabstand: Die Einnahme von Antibiotikum und Mineralstoff sollte einen Abstand von 3 Stunden haben. Ebenso sollte beim Verzehr von Milchprodukten ein zeitlicher Abstand zum Medikament eingehalten werden.

Vitamin C

Tetracycline stören die Rückresorption von Vitamin C. Dadurch steigt die Vitamin C-Ausscheidung stark an. Gleichzeitig sinkt die Vitaminkonzentration in den Leukozyten (weiße Blutkörperchen). Bei der Einnahme von Tetracylinen sollte zur Kompensation des Verlustes 200-500 mg Vitamin C gegeben werden (Empfehlung Uwe Gröber, Apotheker und Mikronährstoffspezialist).

Literatur: 1,36,37

Abbildung 2 Wirkstoffe aus der Gruppe der Tetracycline können mit manchen Mineralien unlösliche Komplexe bilden.

Antidepressiva

Trizyklische Antidepressiva

Zu den Wirkstoffen der trizyklischen Antidepressiva zählen:

Diese Medikamente können Einfluss auf folgende Mikronährstoffe haben:

Vitamin B1

In einer kleinen 4-wöchigen Studie bei 14 älteren Personen mit Depressionen, konnte die Einnahme von jeweils 10 mg Vitamin B1, Vitamin B2 und Vitamin B6 den Erfolg von Amitriptylin verbessern und führte zu besserer Kognition und einer besseren Bewertung der Depression.

In einem Screening mit menschlichen Nierenzellen wurden potenzielle Arzneimittelwirkstoffe identifiziert, die den Vitamin-B1-Transporter (THTR2) hemmen könnten. Darunter zählte der Wirkstoff Amitriptylinhydrochlorid zu den potenziell klinisch relevanten THTR-2-Inhibitoren. Weitere Studien werden benötigt, um diese Wirkung zu prüfen.

Vitamin B2

Trizyklische Antidepressiva hemmen das Enzym Flavokinase. Dieses Enzym ist notwendig, um Vitamin B2 in seine aktive Coenzymform umzuwandeln. Dadurch könnte, trotz normaler Vitamin B2-Spiegel im Blut, ein funktioneller Mangel verursacht werden. Die Messung der Enzymaktivität von Glutathionreduktase in den Erythrozyten ist ein geeigneter Marker, um auch einen funktionellen Vitamin B2-Mangel aufzuspüren.

Wie bei Vitamin B1 beschrieben, hat eine kleine Studie bei älteren Personen mit Depressionen gezeigt, dass unter der Einnahme von jeweils 10 mg Vitamin B1, Vitamin B2 und Vitamin B6 der Erfolg von Amitriptylin verbessert werden konnte und es zu einer besseren Kognition und einer besseren Bewertung der Depression kam.

Vitamin B3

Antidepressiva können in der Lage sein die körpereigene Vitamin B3 Synthese zu beeinträchtigen. Bei Personen, die zu wenig Vitamin B3 über die Nahrung aufnehmen, könnte dies einen Vitamin B3-Mangel bzw. NAD-Mangel verstärken. Da Depressionen ein Symptom des Vitamin B3-Mangels sind, kann es schwierig sein ihn daran zu erkennen.

Vitamin B6

Wie bei Vitamin B1 + B2 beschrieben, hat eine kleine Studie bei älteren Personen mit Depressionen gezeigt, dass unter der Einnahme von jeweils 10 mg Vitamin B1, Vitamin B2 und Vitamin B6 der Erfolg von Amitriptylin verbessert werden konnte und es zu einer besseren Kognition und einer besseren Bewertung der Depression kam.

Coenzym Q10

Trizyklische Antidepressiva können den Coenzym Q10-Haushalt stören und einen Mangel hervorrufen. Dadurch kann die Lipidperoxidation steigen und der mitochondriale Energiestoffwechsel gestört werden.

Literatur: 1,31–34

Abbildung 3 Trizyklische Antidepressiva können Einfluss auf viele B-Vitamine und Coenzym Q10 haben.

Antidiabetika

Metformin

Metformin zählt zu den oralen Antidiabetika und kann gravierenden Einfluss auf den Nährstoffstatus haben:

Vitamin B1
Metformin ist in der Lage den Vitamin-B1-Transporter im Dünndarm zu hemmen, was zu einer reduzierten Vitamin B1-Versorgung führt.

Folsäure
Die Einnahme von Metformin kann den Folsäure-Spiegel reduzieren.

Vitamin B12
Metformin stört die Aufnahme des Intrinsic-Faktor-Vitamin-B12-Komplex im Darm. Unter Langzeittherapie mit Metformin empfiehlt der Mikronährstoff-Experte Uwe Gröber eine regelmäßige Supplementierung mit 200-1000 mcg Vitamin B12 pro Tag.

Vitamin D
Das Vitamin kann die diabetische Stoffwechsellage verbessern und dadurch die blutzuckerregulierende Wirkung von Metformin unterstützen.

Coenzym Q10
Metformin kann den mitochondrialen Komplex I der Atmungskette hemmen. Dieser ist Coenzym Q10-abhängig. Dadurch kann es zu Störungen im CoQ10-Haushalt kommen, was zu erhöhtem oxidativem und nitrosativem Stress führen kann.

Chrom
Das Spurenelement kann die zelluläre Insulinwirkung verbessern und dadurch die blutzuckersenkende Wirkung von Metformin steigern.

Literatur: 1,30

Abbildung 4 Metformin hat enormen Einfluss auf den Nährstoffhaushalt.

Antihistaminika und ihre Wechselwirkungen mit Nährstoffen

H2-Antihistaminika

H2-Antihistaminika werden in der Therapie von Mastzellerkrankungen, sowie zur Hemmung der Magensäuresekretion eingesetzt.

Wirkstoffe:

Vitamin B1

Famotidin hemmt den Vitamin B1-Transporter THTR-2 im Dünndarm. Vitamin B1 kann somit nicht ausreichend aufgenommen werden.

Folsäure

Durch die Veränderung der Magensäuresekretion und des pH-Wertes im Magen wird die Folsäureresorption beeinträchtigt (betrifft alle H2-Blocker).

Vitamin B12

H2-Blocker reduzieren die Vitamin B12-Aufnahme und können dadurch bei Langzeiteinnahme zu einem Mangel führen (betrifft alle H2-Blocker).

Vitamin D

Cimetidin hemmt die Vitamin D 25-OH-Hyroxylase (CYP2R1). Dieses Enzym wandelt Cholecalciferol (Vitamin D3 Vorstufe) zu Calcidiol (25-OH-Vitamin D3) um. Calcidiol wird anschließend zur aktiven Vitamin D3-Form Calcitriol (1,25-OH-Vitamin D3) umgewandelt. Cimetidin hat damit starken Einfluss auf den Vitamin D-Haushalt.

Eisen

Die Langzeitanwendung von H2-Blockern steht im Zusammenhang mit einem stark erhöhten Risiko einer Eisenmangelanämie.

Zink

H2-Antihistaminika senken aufgrund der reduzierten Magensäuresekretion (und dem damit verbundenem erhöhten pH-Wert) die Zinkresorption.

Literatur: 1,10-16

Glucocorticoide (Cortison) und ihre Wechselwirkungen mit Nährstoffen

Glucocorticoide werden u.a. in der Therapie von Mastzellerkrankungen, Autoimmunerkrankungen und entzündlichen Erkrankungen eingesetzt.

Wirkstoffe:

Diese Cortisonpräparate haben Einfluss auf:

Vitamin C

Sie erhöhen die renale Vitamin C-Ausscheidung und senken den Vitamin C-Plasmaspiegel.

Vitamin D

Sie führen zu einem stark erhöhten Bedarf an Vitamin D.

Vitamin K

Wird vermehrt benötigt, um die Auswirkungen von Glucocorticoiden auf den Knochenabbau auszubremsen.

Calcium

Sie hemmen die intestinale Calciumaufnahme und erhöhen gleichzeitig die Calciumausscheidung, was u.a. zu einem verstärkten Knochenabbau und dadurch zu einem erhöhten Osteoporose-Risiko führt.

Omega 3 Fettsäuren

Die Gabe von Omega 3 Fettsäuren kann dazu führen, dass weniger Glucocortocoide benötigt werden.

Literatur: 1,17,18

Kontrazeptiva und ihre Wechselwirkungen mit Nährstoffen

Die Pille

Die hormonelle Verhütung mit der „Pille“ wird immer unbeliebter. Viele Frauen wollen sich nicht mehr den vielfältigen Nebenwirkungen aussetzen und suchen sich Alternativen.

Die Wirkstoffe der Pille sind synthetisch hergestellt und unterscheiden sich somit von den Hormonen, die unser Körper produziert. Sie sind also nicht bioidentisch. Diese Wirkstoffe sollte man daher eigentlich gar nicht Hormone nennen dürfen. Es sind Medikamente mit hormoneller Wirkung.

Neben vielen anderen Nebenwirkungen können die Wirkstoffe oraler Kontrazeptiva bereits nach wenigen Wochen der Einnahme zu zahlreichen Nährstoffentgleisungen führen und gesundheitliche Beschwerden auslösen.

Vitamin A – Retinol

Der Vitamin A-Metabolismus wird verändert, indem die Produktion des Vitamin A-bindenden Proteins erhöht wird. Dadurch werden die Vitamin A-Speicher, wie die Leber, entleert.

Kupfer

Kupferwerte im Blut steigen (teilweise bis zu 50 %).

Zudem kommt es zu einem erhöhten Verbrauch und dadurch zu Nährstoffmängeln folgender Vitamine:

Als Nährstoffräuber ist die Pille schon länger bekannt. Doch was stellt sie im Körper eigentlich mit den eigenen, bioidentischen Hormonen an?

Die körpereigene Hormonproduktion wird gedrosselt. Vor allem der Progesteronhaushalt ist stark davon betroffen.

Als Folge davon kann es beim Absetzen der Pille zu einer starken Östrogendominanz kommen. Diese wiederum kann zur Entstehung einer Histaminintoleranz beitragen. Mehr Infos dazu findest du im Beitrag „Histamin, das prämesntruelle Syndrom und warum Schokolade keine gute Idee ist – Teil 2 (Östrogendominanz)“.

Literatur: 1,19-22

Abbildung 5 Orale hormonelle Verhütungsmittel sind starke Nährstoffräuber.

Narkosemittel und ihre Wechselwirkungen mit Nährstoffen

Lachgas (Distickstoffmonoxid)

Lachgas wird häufig zur Sedierung bei zahnärztlichen Eingriffen bei Erwachsenen und Kindern eingesetzt. Auch bei Geburten kann Lachgas verwendet werden.

Vitamin B12

Das süßliche Gas hat starken Einfluss auf den Vitamin B12-Haushalt. Es ist in der Lage das Vitaminmolekül zu zerstören, wodurch es wirkungslos wird. Die Symptome dadurch können bis zu 8 Wochen später auftreten.  Bei einem bereits grenzwertigen Vitamin B12-Spiegel reicht bereits eine 30minütige Lachgasexposition aus, um einen manifesten Mangel zu verursachen.

Literatur: 23,33,35

Protonenpumpeninhibitoren und ihre Wechselwirkungen mit Nährstoffen

Protonenpumpeninhibitoren hemmen die Sekretion von Magensäure und werden sehr häufig bei gastrointestinalen Erkrankungen, Sodbrennen und Reflux eingesetzt. Umgangssprachlich werden diese Medikamente auch Magensäureblocker oder Magenschutz genannt.

Wirkstoffe:

Interaktionen mit Nährstoffen:

Calcium

Verringerung der Calciumresorption, dadurch Verringerung der oralen Bioverfügbarkeit von Calcium.

Mögliche Folgen: Erhöhtes Knochenfrakturrisiko.

Eisen

Die Reduktion der Magensäure kann zu einer verminderten Eisenresorption führen.

Mögliche Folgen: Eisenmangelanämie, Erschöpfung, Schwindel, Haarausfall, Schleimhautentzündungen.

Magnesium

PPI erhöhen die Magnesiumausscheidung und vermindern gleichzeitig die Magnesiumresorption.

Mögliche Folgen: Mitochondriale Störungen im Energiestoffwechsel, muskuläre Störungen, Störungen im Knochenstoffwechsel.

Vitamin B12

Hemmung der aktiven Vitamin B12-Resorption (≈ 99 %), dadurch sehr geringe orale Bioverfügbarkeit von Vitamin B12.

Mögliche Folgen: Erhöhtes Homocystein, kognitive Beeinträchtigungen, Demenz, Depressionen, Psychosen.

Vitamin C

PPI führen zu einer Verringerung der Vitamin C-Konzentration im Blut.

Mögliche Folgen: Immunologische Störungen, Beeinträchtigung der Wundheilung, Oxidativer Stress, Erhöhung des Histaminspiegels.

Literatur: 1,23-25

PPI Protonenpumpeninhibitoren Nährstoffe Wechselwirkungen

Abbildung 6 Protonenpumpenhemmer können starken Einfluss auf die Nährstoffversorgung haben.

Schmerzmittel und ihre Wechselwirkungen mit Nährstoffen

Acetylsalicylsäure – Aspirin

Aspririn, mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS), gilt als das erfolgreichste Medikament auf der ganzen Welt.

Eingesetzt wird es gegen viele gesundheitliche Beschwerden, wie z.B. Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Entzündungen, zur Blutverdünnung, zur Desaktivierung bei einer Salicylatintoleranz, u.v.m.

Leider sind die damit verbundenen Wechselwirkungen mit Mikronährstoffen weniger bekannt.

Vitamin C

Aspirin erhöht die Ausscheidung von Vitamin C, sodass der Vitamin C-Spiegel im Körper sinken kann.

Folsäure

Aspirin kann Folsäure aus der Plasmaproteinbindung verdrängen, sodass deren Ausscheidung steigt.

Vitamin B12

Aspirin senkt den Vitamin B12-Spiegel im Körper.

Eisen

Aspirin senkt Ferritin, das Speicherprotein für Eisen.

Literatur: 1,26-29

Abbildung 7 Acetylsalicylsäure, auch bekannt als Aspirin, hat deutlichen Einfluss auf die Spiegel von Vitamin C, Folsäure, Vitamin B12 und Eisen.

Disclaimer

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Autor

  • Profilbild Thomas Blog

    Histameany habe ich gegründet, da ich selbst von Allergien und Pseudoallergien betroffen bin. Ich habe Biochemie studiert und möchte diese wissenschaftliche Expertise nutzen, um euch im Science-Blog die grundlegenden Zusammenhänge solcher Erkrankungen zu erklären und euch über den aktuellen Stand der Wissenschaft in diesem Bereich zu informieren.

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Izabela

Hallo, beeinflussen auch H1-Blocker Nährstoffalufnahme?