Inhaltsverzeichnis
Was ist Bor?
Bor ist ein Spurenelement, das natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommt und auch als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich ist.1
Die Menge an Bor in pflanzlichen Lebensmitteln ist abhängig von der Bor-Konzentration im Boden. Dabei ist der Borgehalt in Regionen mit trockenem Klima (Argentinien, Chile, China, Kalifornien (USA), Peru, Russland, Türkei) höher als in Regionen mit viel Niederschlag (Brasilien, Japan, Großteil USA).1
Obst, Erdnüsse, Knollengemüse und Hülsenfrüchte zählen zu den Lebensmitteln mit dem höchsten Borgehalt.1,2
Nahrungsmittel | Borgehalt in mg/kg17 |
Heringsrogen | 3.000 |
Austern | 1.500 |
Getrocknete Pflaumen | 27 |
Getrocknete Rosinen | 25 |
Mandeln | 23 |
Erdnüsse | 18 |
Haselnüsse | 16 |
Avocado | 14,1 |
Getrocknete Datteln | 9,2 |
Honig | 7,2 |
Apfel, roh mit Schale | 2,73 |
Traubensaft | 2,02 |
Pfirsich in der Dose | 1,87 |
Brokkoli, Röschen | 1,85 |
Tomatenketchup | 0,85 |
Weißbrot | 0,2 |
Nudeln | 0,37 |
Reis | <0,015 |
Eisbergsalat | <0,015 |
Rind-, Hühner-, Putenfleisch | <0,015 |
Die geschätzte tägliche Aufnahme über die Ernährung liegt bei 1-2 mg Bor.1,2
Knochen, Haare und Nägel enthalten die höchsten Borkonzentrationen im Körper.1
Eine tägliche Zufuhrempfehlung für Bor konnte aufgrund mangelnder Daten nicht sicher bestimmt werden. Man geht davon aus, dass 1-13 mg Bor pro Tag eine akzeptable und sichere Menge für Erwachsene darstellt.1 Viele Studien zeigen erst ab 3 mg Bor positive Wirkung.3
Welche Symptome bei Bormangel?
Bormangel kann mit folgenden Symptomen einhergehen1,3,5:
- Störungen kognitiver Funktionen, wie Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen
- EEG-Veränderungen
- Erhöhter Calcium- und Magnesiumverlust über den Urin
- Senkung des Calciumspiegels
- Senkung des 25-OH-Vitamin D3-Spiegels & damit negativen Einfluss auf Ratio zu 1,25-OH Vitamin D3
- Senkung des Calcitoninspiegels
- Veränderung Knochenmineraldichte
- Zusammen mit Magnesiummangel wirkt sich Bormangel negativ auf den Knochenstoffwechsel aus
- Verstärkung von Hormondysbalancen, wie Östrogenmangel bei postmenopausalen Frauen
- Potenziell erhöhtes Risiko für Prostatakarzinome
Abbildung 1 Bormangel kann viele Folgen auf unsere Gesundheit haben.
Bor und Entzündung
COX, LOX, Prostaglandine & Leukotriene
Die Enzyme Cyclooxigenase COX und Lipoxygenase 5-LOX spielen durch die Bildung von Eicosanoiden (Prostaglandine, Leukotriene, Thromboxane) eine tragende Rolle im Entzündungsgeschehen.6,7 Auch Immunzellen, wie Mastzellen verfügen über diese beiden Enzyme. So kann es nach einer Aktivierung von Mastzellen durch Allergene, Stress oder Toxinen nach etwa 30 Minuten zum Anstieg von Eicosanoiden kommen (siehe Abbildung 2).8
Weitere Mastzellmediatoren und ihre Wirkung auf den Körper findest du in diesem Blogartikel: „Mastzellaktivierung – Histamin ist nicht alles„
Eicosanoide, die aus der Omega 6-Fettsäure Arachidonsäure entstehen, fördern Schmerzen, Schwellung, Rötung, Fieber und eine erhöhte Gefäßdurchlässigkeit. Leukotriene, die aus Arachidonsäure gebildet werden, können zusätzlich Bronchien verengen und Schleimhautschwellungen verstärken, was besonders bei Asthma und allergischen Reaktionen bedeutsam ist. Ein Übermaß dieser Botenstoffe kann akute Entzündungen verlängern oder chronische Entzündungsprozesse begünstigen.6,7,9
Abbildung 2 Bei Mastzellaktivierung entstehen über die Enzyme COX und LOX Entzündungsbotenstoffe, wie z.B. Prostaglandine und Leukotriene, die verschiedene Symptome auslösen können.
Cyclooxigenase COX-1
Durch das COX-1-Enzym entsteht aus der Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure entzündungsfördernde Prostaglandine und Thromboxane und aus der Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure (EPA) anti-entzündliche Prostaglandine. Das COX-Enzym ist ein gängiges Ziel in der Schmerz- und Entzündungstherapie. Hier kommen häufig Medikamente aus der Gruppe der Nicht-steroidalen-Antirheumatika (NSAR), wie Aspirin, Ibuprofen oder Paracetamol zum Einsatz. Diese hemmen das COX-Enzym, sodass weniger Prostaglandine und Thromboxane gebildet und Schmerz und Entzündung gelindert werden.7,9
Lipoxygenase 5-LOX
Am 5-LOX Enzym entstehen aus der Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure entzündungsfördernde Leukotriene und aus der Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure (EPA) anti-entzündliche Leukotriene.10 Medikamente, die Leukotriene beeinflussen sind z.B. der Leukotrienenblocker Montelukast, der in der Asthma-Therapie eingesetzt wird.11 Bei Personen mit einer Salicylatintoleranz und Asthma kann Montelukast ebenfalls zum Einsatz kommen.6 Alle wichtigen Infos zum Zusammenhang zwischen Eicosanoiden und Salicylaten erfährst du im Blogbeitrag: Die Ursachen der Salicylatintoleranz – Teil 1/3: COX und LOX
Hier kommt Bor ins Spiel.
Bor ist in der Lage die Enzyme COX und LOX zu hemmen und dadurch Einfluss auf die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe zu nehmen. Bei einem Mangel an Bor kann es zu erhöhten Werten von entzündungsfördernden Prostaglandinen und Leukotrienen kommen.3,12
Im Zusammenspiel mit einer guten Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren kann der Prostaglandin- und Leukotrien-Spiegel maßgeblich beeinflusst werden. Um eine optimale Versorgung durch Omega-3-Fettsäuren sicherzustellen, eignet sich beispielsweise der Selbsttest für zuhause vom Labor Omegametrix® aus München.
Entzündungsmarker
Weitere Untersuchungen zeigen, dass Bor zudem folgende Entzündungsmarker senken kann4:
- High Sensitiv C reaktives Protein (hsCRP)
- Tumornekrosefaktor alpha (TNF alpha)
Antioxidationssystem
Bor kann zudem auch unser körpereigenes Antioxidationssystem unterstützen. Untersuchungen zeigen eine Steigerung folgender antioxidativer Enzyme:4,12
- Superoxiddismutase (SOD)
- Katalase (CAT)
- Glutathionperoxidase (GPX)
Bor, Histamin & Allergien
Histaminabbau über das Enzym Histamin-N-Methyltransferase (HNMT)
Ein wichtiges Enzym für den Histaminabbau ist die Histamin-N-Methyltransferase, kurz HNMT. Dieses Enzym sorgt für den Abbau von Histamin im Zellinneren und im zentralen Nervensystem. Als Kofaktor fungiert der Universal-Methylgeber S-Adenosylmethionin, kurz SAMe.13
In Untersuchungen an Ratten führte eine bor-arme Ernährung zu einem Anstieg von Homocystein und einem Absinken von S-Adenosylmethionin (SAMe) in der Leber.12 Ein Bormangel könnte also dazu führen, dass es zu Problemen im Methylierungszyklus kommt und dadurch u.a. der Histaminabbau beeinträchtigt werden kann. Ob dies auch einen Effekt beim Menschen hat, wurde bisher nicht untersucht.
Ein weiteres wichtiges Enzym, dass auf SAMe als Kofaktor angewiesen ist, ist die Catechol-O-Methyltransferase, kurz COMT. Sie ist für den Abbau von Stresshormonen aus der Gruppe der Katecholamine wichtig, darunter z.B. Adrenalin und Noradrenalin. Ist die COMT in Ihrer Leistung beeinträchtigt, können diese Stresshormone nicht ausreichend abgebaut werden, was z.B. neuropsychiatrische Erkrankungen verstärken kann.14
Asthma & allergische Rhinitis
Asthma und allergische Erkrankungen können häufig mit erhöhten Leukotrienspiegeln einhergehen. In der Therapie von Asthma und allergischer Rhinitis kommt daher auch immer wieder der Leukotrien-Rezeptorblocker Montelukast zum Einsatz.11 Dieser Wirkstoff blockiert die Rezeptoren, sodass Leukotriene ihre entzündungsfördernde Wirkung nicht mehr ausüben können.
Wie bereits oben im Abschnitt „Bor & Entzündung: COX & LOX“ zusammengefasst, hat Bor Einfluss auf die Leukotrien-Bildung. Das Spurenelement ist in der Lage durch die Hemmung des leukotrienproduzierenden Enzyms LOX die Synthese dieser entzündungsfördernden Botenstoffe zu reduzieren. Bormangel kann daher zu erhöhten Leukotrienspiegeln und damit zu erhöhter allergischer Entzündung beitragen.3,12
Abbildung 3 Asthma steht im Zusammenhang mit erhöhten Spiegeln an Leukotrienen.
Bor & Knochenstoffwechsel
Eine der höchsten Konzentrationen von Bor in unserem Körper befindet sich in den Knochen. Und das hat auch einen Grund. Bor ist maßgeblich an der Knochengesundheit beteiligt. Über mehrere Mechanismen sorgt der Nährstoff dafür, dass der Knochenstoffwechsel normal funktioniert.
Bormangel steht in direktem Zusammenhang mit der Knochendichte und dem Verlust wichtiger Mineralien für unsere Knochen.3,4
Studien zeigen, dass Bor den Kalzium- und Magnesiumstoffwechsel unterstützt und die Knochendichte fördert. Es wird angenommen, dass Bor die Aufnahme von Kalzium und Magnesium im Körper verbessert, zwei essentielle Mineralien für die Knochengesundheit. Zudem hilft Bor bei der Erhaltung der Funktion von Vitamin D, einem wichtigen Regulator des Kalziumstoffwechsels. In Tierversuchen wurde nachgewiesen, dass Bor das Risiko von Knochenerkrankungen wie Osteoporose verringern kann.1,3,15
Abbildung 4 Bor hat großen Einfluss auf die Knochengesundheit.
Bor & Hormone
Ein weiteres interessantes Feld der Borforschung ist seine Wirkung auf den Hormonhaushalt. Studien deuten darauf hin, dass Bor den Östrogen- und Testosteronspiegel im Körper beeinflussen kann.
Bei postmenopausalen Frauen wurde festgestellt, dass Bor den Östrogenspiegel erhöht, was zu einer verbesserten Knochendichte und einer Verringerung des Risikos von Osteoporose beitragen kann. Gleichzeitig kann Bor bei Männern den Testosteronspiegel erhöhen, was insbesondere im Bereich von Hormonstörungen von Interesse sein könnte.16
Bei einer bestehenden Östrogendominanz sollte Bor deshalb am besten langsam eingeschlichen werden. Wie du deinen Körper bei einer Östrogendominanz sonst noch unterstützen kannst, erfährst du in diesem Beitrag: „Histamin, das prämenstruelle Syndrom und warum Schokolade keine gute Idee ist (Teil 2 – Östrogendominanz)„
Fazit
Obwohl Bor ein weniger bekanntes Spurenelement ist, zeigt die Forschung, dass es eine wichtige Rolle für die Gesundheit spielt. Es unterstützt die Knochengesundheit, zeigt entzündungshemmende Effekte und hat Einfluss auf den Hormonhaushalt. Angesichts der vielversprechenden Forschungsergebnisse lohnt es sich bei chronischen Erkrankungen, die Bor-Versorgung im Blut überprüfen zu lassen und auf eine ausreichende Boraufnahme zu achten.
Verschiedene Labore bieten die Messung von Bor im Blut an. Darunter z.b. das Medizinische Labor Bremen und das Labor IMD Berlin.
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